2022 Kirchenwald in Nottuln

Bei der Auseinandersetzung um den Kirchenwald in Nottuln ging es um das bekannte Thema:

Einerseits die Ansicht der konventionellen Forstwirtschaft, die davon überzeugt ist, dass der Wald regelmäßig „durchgeforstet“ oder „verjüngt“ werden müsse, und dabei 100 Jahre alte Buchen fällen lässt, obwohl diese gut 400 Jahre alt werden können und erst als große alte Bäume richtig viel CO2 speichern. Die konventionelle Forstwirtschaft vertritt die Ansicht, dass der Wald nur dann gut wächst, wenn reichlich Licht zwischen den Bäumen auf nachgepflanzte Setzlinge fällt.

 

In der ökologisch denkenden Forstwirtschaft hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein geschlossenes Kronendach den Wald vor dem Austrocknen schützt. Die Buche als schattenliebender Baum bekommt durch zu viel Sonneneinstrahlung quasi „Sonnenbrand“ und geht kaputt. Bäume sähen sich selbst aus und im Schatten großer alter Bäume wachsen auch in der relativen Dunkelheit neue Bäume heran. Wenn man den Wald sich selbst überlässt, werden sich die Bäume durchsetzen und wachsen, die am jeweiligen Standort am besten zurechtkommen. 


Was geschah in Nottuln?

Der Kirchengemeinde in Nottuln beschloss im Jahr 2021 unter der fachlichen Beratung des zuständigen Försters, ein Waldgebiet oberhalb des Nottulner Wasserwerkes umfangreich auslichten zu lassen. Alle uns geläufigen Argumente wurden bei der Rechtfertigung dieser Maßnahme aufgezählt:

 

  • "Unvermeidbarer Eingriff zur Verjüngung des Waldes"                                                              18.01.2022: Verhärtete Fronten bei der Abholzung im Kirchen-Wald in Nottuln- Kirche+Leben (kirche-und-leben.de)
  • Die Vertreterin der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld, Kerstin Bartsch, begrüßte das geplante Vorgehen als "zukunftsweisende Maßnahme". (WN /Nottuln 10.1.2022). Die letzte Durchforstung läge ca. 10 Jahre zurück, so Förster Matthias Schulte Everding. Es müssten "kranke Bäume entnommen werden".
  •  Jürgen Kruse reicht gegenüber der Unteren Naturschutzbehörde eine Dienstaufsichtsbeschwerde ein, die von der Bezirksregierung geprüft werden muss. (WN/ Nottuln 09.02.22)
  • Mit der Überschrift „Möbel aus dem Kirchenwald“ wird Regionalität suggeriert und das Ergebnis der Fällung präsentiert:  240 qm Holz seien zusammengekommen; der Großteil wird für Paletten, Verpackungen oder Kaminholz verwendet. 80 qm hätten Möbelbauqualität für Couchtische aus regionalem „Anbau“, so Einrichtungshausunternehmer Marcus Ahlers. Und am Ende wird summa summarum für den Förster Herrn Schulte Everding behauptet, der Kirchenwald würde „stressresistenter“ und „fit für den Klimawandel“. (WN/ Nottuln 25.05.2022)



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Leserbrief Birgit Kruse 6.1.2022.pdf
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Leserbrief J und B Kruse 27.1.2022.pdf
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Unter Protest und trotz Argumenten und Verweisen auf die jüngere Waldforschung durch „Umweltaktivisten“ (Ehepaar Kruse aus Nottuln) wurden im März 2022 unter Aufsicht des örtlichen Vertreters des Regionalforstamtes um die 200 Buchen und Roteichen im Alter von ca. 120 Jahren gefällt.  Die schriftliche Eingabe für ein Moratorium an die Kirchengemeinde und das Bistum durch Ehepaar Kruse und mich und die Anregung, eine zweite Meinung z.B. bei der die Naturwaldakademie in Lübeck einzuholen, blieben unbeantwortet.

Der Holzverkauf, so Vertreter der Pfarrgemeinde St. Martinus in Nottuln und des Bistums Münster, stünde nicht im Vordergrund. Was sonst erwähnt der Sprecher der Kirchengemeinde nicht.

 

Auch ein Schreiben an den Umweltbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Weibischof Rolf Lohmann (Xanten/ Kevelaer) blieb bis heute ohne Antwort. Herr Lohmann hatte noch im Mai 2022 beim Katholikentag in Stuttgart dem Wald eine zentrale Rolle für Klima, Wasserhaushalt und Artenvielfalt zugesprochen und die besondere Rolle der Kirche im Umgang mit Ihrem Wald (150.000 Hektar) hervorgehoben. Das Bistum Passau sei dabei mit seinem vorbildlichen Umgang mit seinem Wald (1500 Hektar) hervorzuheben. (KuL 05.06.2022, „Lohmann: Mehr tun für kircheneigene Wälder“):

 

Lohmann: Kirche soll beim Waldschutz vorangehen - Bistum Münster (bistum-muenster.de)

 

Wie das konkret aussehen kann, zeigt das Bistum Passau: 

Lebendige Wälder | Bistum Passau (bistum-passau.de)